Nachdem ich schon pawlow-kompatibles Sabbern beim Anblick der Trailer hatte, war eines klar: Vorpremiere ich komme. Größter und lautester Saal Süddeutschlands, Mitte-Mitte, Thunderseat. Weltuntergang, Reihe 1.
Es gibt wenige Filme, die ich maximal gleich viel herbeigesehnt habe. Mit hatte der Reboot entgegen meiner eigentlich nicht erfreuten Reaktion über dessen Produktion letztlich außerordentlich gut gefallen. Optisch auf neustem Stand der Dinge, in qualitativ hervorragend produziertem 3D, kein Schlampengeschnulze mit MJ - und: Action!
Allerdings war auch nach den Trailern klar: hoffentlich hat man sich nicht übernommen. 3 Gegner? Das hatten wir schon bei der alten Spider-Man-Trilogie in Teil 3 - überladen, überfrachtet, langweilig. Weniger ist manchmal mehr.
Auch wenn der Titel "Rise of Electro" ist, passiert eben doch noch einiges mehr. In den Trailern sah man den Green Goblin und Rhino.
Zu allererst kann ich schon sagen: Akustik, Optik - GRANDIOS. Absolut technisch auf dem Stand - ich hätte mir nur irgendwie HFR gewünscht, um auch die 3D-Bewegungs-Unschärfen etwas abzumildern. Gerade bei den phantastischen magenleerenden Flugpassagen durch die New Yorker Skyline (inkl. sogar einem da fertigen New World Trade Center), die man vom Trailer kennt. Dennoch: ich saß auf Thunderseats, es war höllenlaut eingestellt - und es war beeindruckend. Bebend, packend musikalisch untermalt. Allein der erste Auftritt von Electro am Times Square - toll.
So, und nun muss ich den Überschwang dämpfen. Man hat definitiv zuviel gewollt. So sehr ich den neuen, düstereren Stil gemocht habe, inkl. der verschwundenen Eltern und deren Geheimnis, so sehr zogen sich die 142 Minuten hier. Grund vor allem ist ein deutliches In-den-Vordergrund-Rücken der Beziehung. Es wird also all der Schmonzes aus der alten Trilogie Teil 1 hineingepackt - ich weiß nicht was ich will, eigentlich will ich sie doch, oder doch nicht, ach vielleicht sollten wir es doch probieren. Das zieht die ohnehin überladene Geschichte reichlich. So sehr, dass man dem Titel dann sogar gerecht wird: während Electro sich durch den Großteil des Filmes zieht, kommen die beiden anderen Kontrahenten so kurz vor, dass man schon dachte, man hätte sie komplett entfernt. Das stärkt natürlich das Gefühl, man hätte sie dem Selbstzweck halber noch dazugepackt, damit "es mehr auffe Fresse gibt".
Zurück bleibt ein Film, der optisch ähnlich Man of Steel alles gibt, was CGI heute möglich macht und nahezu keinerlei Schwächen beweist, dann aber mit der überfrachteten Geschichte zuviel will. Auch wenn in der Vorlage Spidey durchaus immer den Konflikt in sich austrägt, ob er nicht mit seiner Beziehung eher jemanden gefährdet, so ist der beständige Verweis darauf eher anstrengend. Das nimmt dem Film soviel Fahrt, dass man das dann mit einer Überzahl an Action wieder wettzumachen versucht. Hier hätten 20 Minuten weniger vermutlich gut getan.
Allerdings gefiel mir das deutlich Comichaftere gegenüber dem ersten Teil: man nimmt sich nie sehr Ernst, es passieren viele klamaukige Dinge, aber ohne die Thematik ernsthaft in ihrer Glaubwürdigkeit zu gefährden. Einfach ein Augenzwinkern an die Vorlage - natürlich standesgemäß auch mit Gastrolle von Stan Lee.
Aus 10/10 Technik/Optik/Akustik sind nach Abzüge der Storyschwächen dann noch übrig:
7.5/10
Man kann unken was man will: aber das ist eben ein Film, der muss auf der Kinoleinwand gesehen werden. Langweilen kann er daheim auch, aber da entschädigt dann nicht die eine oder andere Kamerafahrt und/oder Actionszene mit imposantem Beben für das Ausharren.
P.S.: Mitten im Textabspann kommt eine Szene aus X-Men 4 - also hockenbleiben. Allerdings kommt danach wieder Abspann und KEINE Szene NACH dem Abspann.
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