Wikileaks - Fluch oder Segen?

[Tyson]

Anlässlich dieses Berichts: http://www.spiegel.de/netzwelt/netzp...783694,00.html

Ich muss gestehen, dass ich die Idee an sich grundsätzlich gut finde/fand. Im Laufe der Geschichte sind viele Umwälzungen etc geschehen, weil Dinge bekannt wurden, die von den Akteuren zuvor geheim gehalten worden waren.

Aber andererseits steht jetzt doch zu befürchten, dass kein Schwein mehr bereit dazu ist, kritische Informationen durchzustecken, weil er befürchten muss, dass sein Name irgendwann im Internet steht und er in irgendeinem Folterknast landet.

Da haben ein paar Amateure mit Profilneurose ihrem eigentlöichen Vorhaben aber einen dicken Bärendienst erwiesen.

TYSON

PS: Oder bspw. Diplomaten können ebenfalls nicht mehr unbefangen reden, sondern müssen auch unter 4 Augen die "offizielle" vorsichtige Sprachregelung berücksichtigen, was die sicherlich eh schon schwierige Kommunikation auf dieser Ebene sicher nicht einfacher macht. Wobei der oben genannte Punkt natürlich wesentlich dramatischer ist.

[W-mute]

Neulich habe ich bei Twitter einen passenden Kommentar zu der ganzen Geschichte gelesen. Sinngemäß: Wäre ich Geheimdienstler würde ich mir jetzt eine Siegeszigarre anzünden.

[Sabbelbacke]

Man könnte bei so was ja Kondratjew adaptieren und sich bei denjenigen, die eh prognostizieren, dass irgendwann nur ein Krieg "aufräumt"... Sprich: Es gibt immer "Wellen"... Eine Zeit lang kann man viele Geheimnisse haben, dann fliegt zu viel auf, man verlangt Transparenz, dann merkt man wieder, dass dies auch nicht so gut ist, also wird wieder etwas weniger öffentlich gemacht, usw....
Ich glaube, wikileaks ist eines der momentanen Puzzlestücke, die dem Verbraucher, Bürger, usw... ein bisschen mehr die Augen öffnen, was wo wie eigentlich alles passiert hinter den Kulissen. Ob das in einem Paradigmenwechsel münden wird, bleibt abzuwarten, wer weiß was die Chinesen in den nächsten Jahren mit der Welt noch anfangen und ob uns der nahe Osten noch um die Ohren fliegt... So lange wir Zeit haben, uns so Dingen zu widmen, wie sie bei wikileaks veröffentlicht werden, nehmen wir uns dem an, diskutieren darüber - wenn das Brot knapp wird oder was wichtigeres am Horizont auftaucht, rücken andere Themen wieder in den Vordergrund (wer weiss, mit welchen Themen man sich beschäftigt hätte, wäre 9/11 nie passiert - auf einmal war aber alles mögliche wichtiger....).

Was ich mit dem Wirrwarr sagen will (hoffentlich zitiert einen da keiner mal): Ob das ein Fluch oder Segen ist - ist meiner Meinung nach nicht beantwortbar und auch irrelevant, weil es wohl beides ist. Und egal wie viel enthüllt werden wird, Geheimnisse wird es immer geben, maximale Transparenz ist auch nicht der Heilsbringer und die perfekte Demokratie geht auch nur theoretisch, wenn alle Vollinformiert sind (geht nicht, siehe oben), also läufts alles eh auf Kompromisse raus.

Und der Diskurs über den Kompromiss, über die Haltung zu so Dingen wie Wikileaks - das ist das eigentlich wichtige, weil es eine Auseinandersetzung provoziert - ich bin aber Realist genug um zu wissen, dass jede daraus abgeleitete, allgemein gültige Erkenntnis (sei es moralisch, rechtlich, wie auch immer) nur bestimmte Rahmenbedingungen braucht, um wieder verworfen zu werden (Umweltschutz super, aber wenn auf einmal Wirtschaftskrise, siehts keiner mehr ein, kostet ja Geld..)

Ich drehs mal um: Wenn man gar keine "Enthüllungen" mehr hätte (wie z.B. früher das eher der investigative Journalismus erledigt hat), würde ich mir für unsere aktuelle Gesellschaftsform Sorgen machen - in sofern - so ganz subjektiv, persönlich: Segen