Mieterselbstauskunft - was ist bloß in Deutschland los?

[Sasquatch]

Als der erste Makler von mir eine Kopie meines Arbeitsvertrages wollte habe ich mich einfach nicht mehr bei ihm gemeldet. Das geht ihn schließlich einen feuchten an.
Doch jetzt kommen langsam die anderen, die ich angeschrieben habe (doch schon nach 2 Wochen) auch aus ihren Löchern gekrochen und wollen alle den AV, die letzten 5 Lohnabrechnungen oder vergleichbares.

Das kann doch einfach nicht sein, oder irre ich mich? Zumal der Arbeitgeber Anweisung gibt den AV nicht herzuzeigen.

Ich lege doch dem Vermieter keinen Freibrief zur regelmässigen Erhöhung in die Hand? Schufa, Ausweis, Bürgen, von mir aus sogar Kontoauszug... alles OK.

Oder ist es mittlerweile so, daß ich dann in D keine Wohnung mehr bekomme?

Hab mich aber auch noch nicht ganz von den "Handys hier auch ohne Schufa" Schildern in der Innenstadt und dem easy-credit Stadion erholt...

[Fly]

Hi.

Einen AV hat noch kein Vermieter oder Makler von mir verlangt. Kopien der letzten 3 Gehaltsabrechnungen maximal, aber nicht den AV.

LG
Fly

[bnh]

ooch....kopie der Police der Hausratversicherung sollte es auch schon mal sein....

Also wenn du die Wohnung nicht willst, dann lass es halt mit dem AV

Das schlimme ist, es ist doch nur ein Mietvertrag. Ich will doch das Haus/Wohnung nicht kaufen.... Manche Vermieter sind eben übervorsichtig... Gibt anscheinend zu viele Mietnomaden...

Wird sind auch schon seit Wochen am suchen nach was größerem... Wieviel Male ich mich schon nackig machen mußte... Alleine dass ICH die SCHUFA Auskunft einholen sollte ist schon dreist.... er will doch wissen ob ich solvent bin, dann soll er die 20€ dafür auch selber zahlen...

Marc

[bmz1000]

Kopien des AVs und der Gehaltszettel wollte noch keiner von mir. Ein potentieller Vermieter wollte mal das ich ihm bestätige angestellt zu sein und ihm gestatte die Schufadaten abzufragen. Das mit der Schufa scheint inzwischen Standard zu sein.

[prenz]

Manche Vermieter sind eben übervorsichtig... Gibt anscheinend zu viele Mietnomaden...

Aus Ex-Vermietersicht kann ich das durchaus verstehen. Die Rechtsprechung in Mietsachen ist schon seit längerem extrem mieterfreundlich, eine reguläre Kündigung eines Mietverhältnisses durch den VM de facto unmöglich. Wenn der Mieter nicht zahlt, aber auch nicht auszieht, dauert ein Räumungsverfahren mindestens ca. 6 Monate, bei entsprechender Gegenwehr kann das mehrere Jahre brauchen. Die Entscheidung "Vertragsabschluß oder nicht, und mit wem" ist die einzige Eingriffsmöglichkeit des Vermieters und entscheidet u.U. über Verluste in vier- bis fünfstelliger Höhe.

[waschbaerbauch75]

Ja das scheint wirklich, je nach Region, immer schlimmer zu werden.

Als ich zuletzt auf Wohnungssuche gewesen bin hatte noch die Selbstauskunft und die letzten drei Gehaltsabrechnungen ausgereicht. Die Abrechnungen hab ich allerdings auch erst dann rausgerückt, wenn davon ausschließlich die Zusage des Vermieters abhing. Als 'Refenrenz' gegen Mietnomaden taugt das allerdings auch nicht viel - wie ich den Vermietern dann auch mitgeteilt hatte - denn es ist ja nicht der Grund des 'keine Kohle habens' das die Leute die Vermieter prellen, einige haben das ja als Volkssport auserkohren um mit ihrem hart verdienten Geld lieber andere Dinge zu bezahlen.. Auf die Nachfrage warum ich mich denn da so anstellen würde mit meinen Abrechnungen gabs dann schlicht die Antwort 'Ja dann zeigen Sie mir doch im Gegenzug bitte Ihre, damit wir beide wissen worauf wir uns einlassen.'

[Rorvic]

irgendwie ist das ganze zu verstehen,man will sich vor mietnomaden schützen.
ein nachbar von mir hatte das ganze gleich 2mal hintereinander,der war bedient,seitdem hat er sich irgendeinem verein angeschlossen die bürgen für die mieter,miete.natürlich muss er einige % der miete dafür bezahlen.

[Quentin]

Dennoch gibt es doch irgendwo ein Limit, was man dem zukünftigen Mieter zumuten kann!? Da verstehe ich waschis Reaktion sehr gut. Wenn ich als Mieter die Hose runterlassen soll, damit der werte Vermieter das Zentimeter anlegen kann, dann tät ich gern vom Vermieter nicht nur eine makellose Schufa (schließlich muss er ja Schäden am Gebäude auch tragen / reparieren lassen und dazu liquide sein) bekommen, sondern auch gerne Referenzen von Vormietern, dass er sich auch ordentlich verhalten hat als Vermieter (zuverlässiger Ansprechpartner bei Problemen, anständige Problemlösungen, keine Mieterhöhung alle paar Nase lang, ...) - ich glaub DA tät der glotzen
So langsam ist da einfach ne Dysbalance entstanden - da sucht man sich den reichsten kinder- und tierlosen Popans raus und fühlt sich wohl...

Gruß,
Quentin

[prenz]

Ja, da ist eine "Dysbalance" - als Mieter kann ich mir einfach nen neuen Vermieter suchen, wenn der alte Scheiße ist - Andersrum geht das nicht. Und wenn ich die Hütte nicht in Schuß halte, kann ein Mieter, der seine Rechte kennt, den VM ganz schön in Trab halten. Mieterhöhungen sind auch gesetzlich geregelt (u.a. Erhöhung gedeckelt und an Zustimmung des Mieters gebunden), so einfach ist das nicht. Und der "reiche kinder- und tierlose Popanz" ist in aller Regel ein schlechter Mieter, wenn man das mal so über den Kamm scheren soll.

[Quentin]

Naja, im Umkehrschluss muss ich zu dem Text dann sagen: und warum muss ich als Mieter meine Rechte genaustens kennen und damit den Vermieter auf Trab halten? Ist es nicht normal, dass er seinen Part dazu beiträgt, so wie man von mir erwartet, dass ich regelmäßig die Zimmer renoviere? Ich wohne in einer Wohnung BJ65 - und jede Kleinigkeit ist ein einziger K[r]ampf. Der Vermieter lässt sich zT. verleugnen, macht Zusagen die ihn nen Monat später nicht mehr interessieren, und nachdem er nun letztes Jahr ENDLICH mal die in den Nebenkosten stehende Kabel-Anlage vom Haus erneuern ließ (Bild war besch...eiden - und KabelBW hatte auch drauf gedrängt, denn die Signalqualität war mit dem Steinalt-Hausverstärker und den Uraltleitungen so übel, dass Internet darüber nicht machbar war), hat er dafür direkt die Mietkosten merklich erhöht ("höhere Lebenqualität nun"... klar, dann hätte man für jedes Jahr, wo das Bild schlechter wurde, was abziehen müssen ).
Es gibt beidseitig schwarze Schafe - und so wie es auf der einen Seite Mietnomaden gibt, gibt es auch reichlist Vermieter, die ihre Wohnobjekte nur als Geldinvestition betrachten und daraus folgend jeglichen Anspruch wegwischen mit "nääää, das schmälert ja nur meinen Gewinn - das soll nur Geld abwerfen, ich will mich nicht damit befassen müssen".
Und eine Dysbalance im Mietrecht heißt nicht automatisch, dass man die gleiche Dysbalance umgedreht nun bei den Mietgesuchen aufbürden muss... es muss irgendwo verhältnismäßig bleiben. Wenn er sein Schufa-Scoring will, ok - verstehe ich. Ich habe aber eigentlich schon Bauchschmerzen, ihm meine Einkünfte offen zu legen - dann aber auch noch den Arbeitsvertrag zu kopieren, ist schon dreist.

Gruß,
Quentin

[goemichel]

dann aber auch noch den Arbeitsvertrag zu kopieren, ist schon dreist.

...und unter Umständen* - ohne ausdrückliches Einverständnis des Arbeitgebers - schlichtweg ordnungswidrig und mit einer Geldbuße bis zu 50.000 Euro belegt (für NRW § 34 Datenschutzgesetz, für andere Bundesländer siehe dort...).

Und wer das in der Absicht, sich zu bereichern, macht (...könnte man einem Vermieter ja glatt mal unterstellen...), macht sich sogar strafbar (§ 33).




* wenn der AG eine natürliche Person ist...

[prenz]

Arbeitsvertrag einsehen oder gar kopieren ist in meinen Augen ebenfalls ein NoGo. Schufa kann man machen, ist aber wenig aussagekräftig. Am besten ist immer noch ein Telefonat mit dem Vorvermieter (obwohl - heutzutage gilt das wohl datenschutzrechtlich auch schon als bedenklich, oder?)

@quentin: Mein herzliches Beileid zu diesem besch...eidenem Vermieter. Der scheint mir zu der Sorte zu gehören, an dem man mal die mieterfreundliche Rechtssprechung in D ausprobieren sollte. (und aus praktischer Immo-Erfahrung: von 60/70er-Jahre-Bauten sollte man grundsätzlich die Finger lassen, egal ob als Eigentümer oder Mieter.)

[bnh]

Tja, aber was willst denn machen. Dann kriegst halt die Wohnung nicht, auf Diskussionen oder Alternativen wird sich da nicht eingelassen...

Marc

[baustelle100a]

Makler kann leider immer noch jeder werden, der meint, es mal versuchen zu wollen.

Seriöse Makler sind im RDM (Ring deutscher Makler) oder im Immobilienverband Deutschland IVD Bundesverband e.V. als übergeordnete Einheit angeschlossen. Sie unterliegen hier bestimmten Verhaltensregeln hinsichtlich der praktizierten Geschäftstätigkeit. Sie müssen regelmäßig an Schulungen teilnehmen. Verstößen sie gegen die Regeln, sind sie schnell draußen.

Im allgemeinen reichen Verdienstbescheinigungen und die Schufa-Auskunft sowie eine Vormieterbescheinigung. Wenn zusätzlich der AV hergezeigt werden soll, dann nur die Seite mit den persönlichen Daten und der Arbeitgeberadresse sowie die Seite mit dem Vermerk "Befristet/unbefristet" und die Seite mit den Unterschriften.
Alle Angaben zu Verdienst etc. MÜSSEN geschwärzt werden.

Check 1 sollte immer sein, ob der Makler Mitglied in RDM oder entsprechend (s.o.) ist. Diese führen ein entsprechendes zusätzliches Siegel.
Wenn ja, und er macht Sperenzchen wegen der Vorlage eines ungeschwärzten AV, reicht eigentlich ein Verweis auf die Spielregeln des RDM.

Gruss Kerstin

[Quentin]

Auch wieder wahr.

prenz: danke, ist die Evangelische Kirche

Gruß,
Quentin

[Sasquatch]

Am besten ist immer noch ein Telefonat mit dem Vorvermieter

Kann er gerne machen... Falls es kann

Aber Gehaltsabrechnungen lassen doch eigentlich auch schon Schlüsse darauf zu wie weit ich gemolken werden kann, oder?

[bnh]

Wie meinst du das ? Die Kaltmiete ist doch schon fix oder nicht ?

oder eben geht es auch drum ob Du dir die Wohnung überhaupt leisten kannst.....
Mein Makler Kumpel sagte mir damals was von 1/3 des Gehalts... ist die Miete höher, dann wirds schon schwierig....

Marc

[Quentin]

Ich hoffe dann wenigstens, dass es 1/3 vom BRUTTO ist - sonst wohnen wir alle in Zelten

Gruß,
Quentin

[Sabbelbacke]

Alex, kauf den Schuppen einfach, auf Dauer eh billiger

[Sasquatch]

Last mich doch wenigstens erstmal landen... Das beste ist, die schönsten Butzen sind nur mit Wohnberechtigungsschein zu haben.

[Sabbelbacke]

Hmpf`? So was kenn ich hier aus der Gegend auch. Anfangs für Uni-Angehörige gedacht, dann kam man auf die Idee, dass man sozial schwächer gestellten das anbieten wollte und jeder, der was "normales verdient" gefälligst drauf zahlen soll (was die Mieten dann weit über den Marktwert gedrückt hat für "normalos" und die Hartz 4 Fraktion dort billig wohnen konnte). Ob ich reguliertes Wohnen so gut finde. Hm.....
Ok, anderes Thema aber, bei Dir sicher alles anders gelagert, da war nur ein Stichwort....

Sicherheiten sind durchaus üblich, aber das ist von Gegend zu Gegend verschieden. Ich habe selber noch zur Miete gewohnt mit Handschlag und "ne, ich stell nix an" Versprechen (unschuldig gucken kann ich - üb das doch mal), kenne aber auch das Prinzip: "Und das sind meine Eltern, Papa ist bei Daimler und hat reich geheiratet" um einen Wohnungszuschlag als Studi zu bekommen.

Je umkämpfte der Markt, je größer die Nachfrage, desto mehr denkt sich der geneigte Vermieter, warum er ein Risiko eingehen soll (seine Recht sind nicht gut, s.o.) und nimmt einfach nur noch diejenigen, die "safe" sind. Wenn ihm die Leute die Bude einrennen.....

Kann ich gut nachvollziehen, nach ein paar Reinfällen bei Mietern sind wir da auch vorsichtiger geworden.

Zeig den Leuten doch einfach Deinen jap. Kontoauszug, wenn ein Vermieter nicht erkennt, dass jemand Deines Bildungsgrades, der sich im asiatischen Ausland schnell einen lukrativen Job angeln konnte, nicht was auf dem Kasten hat und bestimmt nicht in der Dönerbude als Reinigungsfachkraft morgen rausgeworfen wird, bei dem würd ich auch einfach auch nich wohnen wollen

[Quentin]

In Yen ist Alex bestimmt eh Multimillionär

Gruß,
Quentin